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lyorn ([personal profile] lyorn) wrote2010-05-24 10:46 pm

Review: Kochbücher (auf Deutsch)

Da zu meinen Hobbies "Kochen" und "Essen" zählen, blättere ich gerne in Kochbüchern, und schaffe es gelegentlich sogar, ein paar Rezepte nachzukochen, wobei sie sich unweigerlich verändern. Rezepte, die es in meine Standards schaffen, landen auf meiner Website, der Rest ist entweder trivial, oder eine interessante Erfahrung.

Drei Kochbücher, die es sich derzeit in meiner Küche wohnlich eingerichtet haben:


Linda Collister: Wunderbare Schokoladenkuchen (Bassermann Verlag)

Antiquarisch/Remittenden, 25 Rezepte.

Diese Buch lebt seit einigen Jahren in der Küche und wird langsam baksig. Von den Schokoladenflecken ganz zu schweigen. Der Titel verspricht eher zu wenig als zuviel: In dem Buch finden sich nicht nur Kuchen, sondern auch Plätzchen, Tartes, Konfekt und Desserts, insgesamt 25 Rezepte. Davon habe ich sieben ausprobiert, und die schlechtesten sind sehr lecker. Die guten sind überirdisch und lösen an der Kaffeetafel orgasmische Geräusche aus.

Das Buch ist nicht unbedingt für Anfänger geeignet -- man sollte schon imstande sein, mehrere Sachen gleichzeitig zu machen ohne die Schokolade anbrennen zu lassen. Eine auf 5 Gramm genaue Küchenwage ist absolut notwendig bei Angaben wie "35 Gramm Butter". Es wird eine Vielzahl von Backformen verwendet, die man normalerweise höchstens auf dem Dachboden findet. Das Anpassen von Backformen und Auflösen von Übersetzungsrelikte wie "Mehl mit Backtriebmitteln" ist der Bäckerin selber überlassen, und eine Vorstellung davon, in welchen Schattierungen es Zucker gibt und wo man besonders große oder kleine Eier bekommt spart Haareraufen beim Zutatenkaufen.

Auch wenn manche Zutaten einen Gang zum Bioladen erfordern mögen, sollte man mit Substitutionen sehr vorsichtig sein. Die Extravaganzen in den Rezepten haben im allgemeinen ihre Gründe. Kalorienangaben sind aus nachvollziehbaren Gründen abwesend.

Hobbybäcker und Schokoladenfreaks: Wenn euch das Buch über den Weg läuft, zugreifen!



Cornelia Trischberger: Kochen für Faule (Gräfe und Unzer)

14,90 Euro, 140 Seiten.

An den meisten Wochentagen komme ich erst nach 10 Uhr abends nach Hause, und seit ich mir abgewöhnt habe, eine Tafel Schokolade als Abendessen zu betrachten, versuche ich, mein Repertoire an Schnellrezepten zu erweitern.

"Kochen für Faule" ist schön aufgemacht, nett zu lesen, einfach nachzukochen, und läuft auf halbem Wege zwischen einer Kochschule und einem Kochbuch. Die Rezepte sind für 1 oder 2 Personen ausgelegt. Jedes Rezept ermutigt zu Kombinationen und Improvisationen und enthält Kalorienangaben, die m.E. vor allem dazu gut sind, zu bestimmen, ob man noch eine Beilage machen sollte.

Was die Zutaten angeht, wird einiges an Eingemachtem, Eingedostem und Fertigfutter verwendet, aber der Großteil der Zutaten, vor allem was Gemüse und totes Tier angeht, ist frisch oder allenfalls aus dem Tiefkühler. Ich kann die Leidenschaft der Autorin für eingelegte Paprikaschoten nicht ganz teilen -- bis jetzt hatte ich eine Sorte, die ganz klar eine Sauerkonserve war und alles mit Essig aromatisierte, und eine, die einfach komisch schmeckte. Da nehm ich doch lieber frischen.

Insgesamt tut das Buch das, was ich von ihm will, nämlich meinen Horizont in Sachen Schnellküche ein bisschen zu erweitern. Ich schätze, es ist auch für Anfänger geeignet, allerdings nicht für Anfänger mit gar zu ärmlicher Küchenausstattung oder einem bescheidenen Lebensmittelbudget.



Dr. Oetker - Marktfrische Küche (Heyne)

9,95 Euro, ca. 90 Rezepte.

Ich wollte etwas mit viel Gemüse, und ich bin noch nicht ganz sicher, daß diese Buch das richtige ist. Das erste was auffällt, es sieht zum Anbeißen aus. Wirklich. Besser als die Schokoladenkuchen.

Dieses Buch ist wirklich ein Rezeptbuch, und wendet sich primär an Leute, die routinemäßig kochen, die elementaren Handgriffe beherrschen, und mehr als zwei Personen zu bekochen haben. Die erforderliche Küchenausrüstung ist gering. Die Rezepte sind bürgerlich, wenn auch nicht unmodern-schwer und tendieren dazu, Fleisch oder Fisch zu enthalten, wenn auch nicht in exzessiven Mengen (100-150g pro Person). Dazwischen gibt es immer wieder vegetarische Rezepte, preiswerte Rezepte, und Süßspeisen, alles in allem eine schöne bunte Mischung. Es werden viel frische Kräuter verwendet, da lohnt sich der Kräuterkasten auf dem Balkon. Zu jedem Rezept sind die Nährwerte angegeben.

Meine erste Erfahrung war allerdings enttäuschend: In Franken gibt es kein Stilmus zu kaufen.

Insgesamt habe ich noch nicht viel aus dem Buch gekocht, da es für mich wirklich ein "Sonntagskochbuch" ist, und ich Leute einladen muß, damit die Rezepte sich lohnen. Muß wohl mal wieder ein Essen geben, oder mich bei R___ einladen und ihre Küche mit Beschlag belegen...

ETA, Feb 2011: Ich habe jetzt diverse Rezepte aus dem Buch ausprobiert, und sie sind gut, und auch gut beschrieben. Meine Vermutung, daß es sich an Leute mit ein bißchen Routine im Kochen wendet, hat sich bestätigt. So man dazugehört und öfter mal was nettes für ein paar Leute machen will, ist das Buch durchaus zu empfehlen.

Ich kommentiere! Wo bleibt die Marschkapelle?!?

(Anonymous) 2010-05-28 09:25 am (UTC)(link)
Vielen Dank für den Tip mit dem Schokoladenkuchenbuch von der kommentierunwilligen Exilnorddeutschen.

Habe es mir soeben auf dem Marktplatz der wilden Frauen vom großen südamerikanischen Fluß bestellt und war mit dem dort angegebenen geringen Preis sehr glücklich.

Waschbär

(Anonymous) 2010-05-31 09:58 pm (UTC)(link)
Wir haben für die Ganz-Schnell-Essen-Notfälle immer ganz dünne Spaghetti (Capellini) im Haus, mit der unschlagbaren Kochzeit von 3 min. Dazu dann Pesto, Butter & Salz oder eine Soße, und der Unterzucker kann wieder einpacken.